8 Dinge, die Sie über Epilepsie wissen sollten: Grundlegende Fakten

8 Dinge, die Sie über Epilepsie wissen sollten: Grundlegende Fakten

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Epilepsie ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, von der weltweit über 50 Millionen Menschen betroffen sind. Sie verursacht körperliches Leiden, emotionalen Stress und trübt Hoffnungen und Träume.

Epilepsie betrifft Menschen aller Abstammungen, Geschlechter und Ethnien. Obwohl sie häufiger bei Kindern und Menschen über 65 Jahren auftritt, kann sie jedes Alter betreffen und sich zu einem lebenslangen Zustand entwickeln.

Aber es gibt Hilfe: Die Anfälle lassen sich bei den meisten Menschen durch Antiepileptika (AEDs), die von Ärzten verschrieben werden, stoppen oder eindämmen. Es gibt Hoffnung: Die Forschung ist dabei, die Ursprünge und Pfade im Gehirn zu entschlüsseln, um die Entwicklung von Medikamenten voranzutreiben und Therapien zu verbessern.

Was wissen Sie über Epilepsie?

Die Wissenschaft half uns, mehr über die komplexe Physiologie des Gehirns herauszufinden und einige Mechanismen aufzuklären, die bei Epilepsie eine Rolle spielen. Auch der Ausgangspunkt der Anfälle im Gehirn konnte lokalisiert werden. Forschungsergebnisse haben auch gezeigt, dass es sich bei Epilepsie um eine ganze Gruppe seltener Krankheiten handelt, die alle eine Veranlagung für Anfälle gemein haben.

Studien zur Genetik, zu Veränderungen des Stoffwechsels, zu Anomalien der Hirnstruktur, zum Immunsystem und zu Infektionskrankheiten haben mögliche Auslöser für Anfälle entdeckt und Methoden zur Beruhigung oder Neutralisierung ihrer Effekte entwickelt.

Und die Genetik spielt dabei eine große Rolle: 50 Gene wurden in den letzten drei Jahren mit Epilepsie in Verbindung gebracht (1), ihre Beziehungen untereinander und die Veränderungen der Gehirnstruktur sind jedoch komplex und noch nicht vollständig aufgeklärt.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass das zunehmende Wissen die Entwicklung von zielgerichteten Medikamenten beschleunigt und die Aussicht auf mehr Therapien verbessert. Es geht darum, die richtige Behandlung zu finden und neue Therapien zu entwickeln, damit Menschen mit Epilepsie ein sicheres und erfülltes Leben führen können und ihre beruflichen Karrieren nicht zunichte gemacht werden.

Es gibt viel Hoffnung. Aber es gibt auch noch viel zu tun.

8 Dinge, die Sie über Epilepsie wissen sollten

1. Es handelt sich um eine Störung des zentralen Nervensystems.

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die eine abnormale Hirnaktivität auslöst, es handelt sich jedoch nicht um

eine psychische Erkrankung.

Die Statistiken überraschen: Mehr als sechs Millionen Menschen von 850 Millionen Einwohnern in 53 europäischen Ländern leiden laut WHO-Statistik (2, an Epilepsie, wobei jedes Jahr 300.000 neue Fälle diagnostiziert werden. Die Epilepsy Alliance Europe geht davon aus, dass bis zu 40 Prozent der Patienten eine angemessene Behandlung erhalten (3).

So wird verlautbart: „Die Auswirkungen der Epilepsie gehen weit über die Anfälle hinaus, denn die Behandlungslücke ist groß, das öffentliche Verständnis ist begrenzt und das soziale Stigma führt dazu, dass Menschen mit Epilepsie in Isolation leben.“

2. Nicht alle Anfälle gehen mit Krämpfen einher; sie können sich auch als Gefühle der Abgehobenheit oder Verwirrung manifestieren.

Es gibt über 40 verschiedene Arten von Anfällen (4), die durch plötzliche, intensive Ausbrüche von elektrischer Aktivität im Gehirn ausgelöst werden, die die Signale unterbricht, die Anweisungen an den Körper weiterleiten. Diese verworrenen Botschaften können ein breites Spektrum von Anfällen provozieren, von Krämpfen über Gedächtnislücken bis hin zur Ohnmacht, die unterschiedlich lange andauern.

Sie treten oft ohne oder mit nur geringer Vorwarnung auf und können alles umfassen, von leichten Gefühlen der Abgeschlagenheit oder Verwirrung, Taubheit oder Sehstörungen bis hin zu Steifheit, ruckartigen Bewegungen und Bewusstlosigkeit.

Bei Menschen mit Epilepsie kann mehr als eine Art von Anfällen auftreten. Epilepsie ist bei jedem Menschen anders, und die zugrunde liegenden Ursachen sind komplex und schwer zu diagnostizieren.

Wer an hohem Fieber, einem niedrigen oder hohen Blutzuckerspiegel, Alkohol- oder Drogenentzug oder einem Hirntrauma leidet, kann anfällig für einen einmaligen Anfall sein. Das ist aber noch keine Epilepsie. Eine Epilepsie liegt vor, wenn zwei oder mehr unprovozierte Anfälle auftreten und ein Arzt die Wahrscheinlichkeit weiterer Anfälle für wahrscheinlich hält.

Die Diagnose ist der Ausgangspunkt zur Bewältigung der Krankheit und stellt für die meisten Menschen eine Möglichkeit dar, ihr Leben weiterzuführen.

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass bis zu 70 % der Menschen, die mit Epilepsie leben, anfallsfrei leben könnten, wenn sie richtig diagnostiziert und behandelt würden.

3. Manche Menschen erleben die Anfälle bewusst mit, während andere das Bewusstsein verlieren.

Ärzte teilen Anfälle in Gruppen ein, damit sie besser Behandlungen verordnen können. Dabei werden sie jedoch mit einer großen Vielfalt von Symptomen konfrontiert. Das Hirnareal, in dem die intensive elektrische Aktivität auftritt, hat einen Einfluss auf die Art des ausgelösten Anfalls.

Absencen führen dazu, dass eine Person ausdruckslos wird oder nicht ansprechbar ist und scheinbar „tagträumt“. Die Betroffenen bemerken möglicherweise nicht einmal, dass der Anfall stattgefunden hat.

Tonisch-klonische Anfälle führen dazu, dass der Körper erstarrt und der Betroffene bewusstlos wird. Oft fällt er dabei nach hinten und muss einen Zeitraum überstehen, in dem er Muskelkrämpfe erleidet, die ruckartige Bewegungen verursachen.

Andere Anfälle können mit plötzlichen Zuckungen einhergehen, während bei manchen Menschen der Körper erschlafft. Manche Menschen leiden unter einer Kombination von Anfällen, während andere nur eine Art von Anfällen erleiden. Ärzte bitten oft darum, ein Anfallstagebuch zu führen, damit sie eine bessere Übersicht über die Häufigkeit und die Merkmale erhalten, um eine genauere Diagnose und einen Behandlungsplan zu erstellen.

4. Bei 50 % der Patienten ist die Ursache für ihre Epilepsie unbekannt.

Eindeutige Ursachen für einen Anfall sind ein Trauma, eine Hirnschädigung bei der Geburt, ein Schlaganfall oder eine Infektion. In etwa der Hälfte aller Fälle ist es jedoch schwierig, die Ursache zu bestimmen. Das Gehirn sendet eine verwirrende Anzahl und Kombination ektrischer Signale aus, um den Körper zu steuern, diese komplexen Schaltkreise lassen sich nur schwer analysieren.

MRT-Scans können die Quelle der Hirnaktivität identifizieren und weitere Hinweise auf den Ursprung einer Epilepsie liefern. Die Ursache von etwa 50 % der Fälle bleibt jedoch unbekannt.

5. Epilepsie ist keine psychische Erkrankung.

Die große Mehrheit der Betroffenen hat keine kognitiven oder psychischen Probleme. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass 35 % der Menschen mit Epilepsie unter Depressionen leiden, weil es schwierig ist, mit den Anfällen umzugehen, und weil sich dies auf ihr privates und berufliches Leben auswirkt.

Die Erkrankung kann Ängste verursachen, und eine Forschungsstudie kam zu dem Schluss, dass Erwachsene mit aktiver Epilepsie dreimal häufiger über Depressionen berichten als Menschen ohne diese Erkrankung. (5)

Weitere Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die für die Anfälle verantwortlichen Hirnareale einen Einfluss auf die Stimmung haben könnten und dass das Ertragen des mit der Epilepsie verbundenen Stigmas und die negativen Auswirkungen auf Arbeit und Beziehungen zu Stress und Angst führen können.

6. Lichtempfindlichkeit durch die Einwirkung von blinkendem oder flackerndem Licht kann bei drei Prozent der Menschen mit Epilepsie einen Anfall auslösen.

Photosensible Epilepsie kann durch Blinken oder Flackern von Lichtern mit einer Frequenz zwischen 16 und 25 Hz ausgelöst werden. Bei manchen Menschen kann die Frequenz jedoch auch nur 3 Hz betragen. Die blinkenden Bilder und Muster können von Fahrradlichtern und Weihnachtslichtern bis hin zu Fernsehbildschirmen und Stroboskoplichtern reichen.

Diese Art der Epilepsie tritt häufiger bei Kindern im Alter zwischen 7 und 19 Jahren auf, wobei Frauen etwas häufiger an photosensibler Epilepsie erkranken als Männer.

7. Schlaganfall und Alzheimer sind die wichtigsten Faktoren, die für Epilepsie bei älteren Menschen verantwortlich sind.

Bei Menschen mit Alzheimer besteht ein erhöhtes Risiko, an Epilepsie zu erkranken, die meisten erleben sie als kurze Perioden von Amnesie oder Unansprechbarkeit und nicht als Anfälle mit offensichtlichen körperlichen Symptomen. Der Ausbruch könnte auf Veränderungen in der Gehirnstruktur zurückzuführen sein, die durch altersbedingten Zelltod und Schrumpfung des Gehirns verursacht werden.

Es wird erwartet, dass die Zahl der über 65-Jährigen weltweit von heute rund 9 % auf 17 % (1,6 Milliarden) im Jahr 2050 ansteigen wird.

8. Antiepileptika ermöglichten die Kontrolle der Krankheit bei 70 % der Menschen, indem sie die elektrische Aktivität in den Neuronen des Gehirns reduzieren.

Den Ärzten stehen über 20 Antiepileptika zur Verfügung, die sie zur Behandlung von Epilepsie verschreiben können. Diese Medikamente heilen die Krankheit jedoch nicht. Sie kontrollieren vielmehr die Konzentration der Chemikalien im Gehirn, die die elektrische Aktivität und mögliche Anfälle beeinflussen.

Bei etwa 60 % der Menschen mit Epilepsie stoppt das erste verordnete Medikament die Anfälle relativ schnell. Bei manchen Menschen dauert es jedoch länger, bis sie darauf ansprechen und sie benötigen möglicherweise ein anderes Medikament. (6)

Epilepsie und Gesellschaft

Die persönliche und gesellschaftliche Belastung ist zwar immens. Und dennoch ist das Gehirn das am wenigsten erforschte und verstandene Element der menschlichen Biologie. Der Forschritt ist in diesem Bereich hart erkämpft und schreitet nicht so schnell voran, wie in anderen Bereichen der Medizin. Es war ein langer Weg vom griechischen Philosophen Hippokrates (460-377 v. Chr.), der die Theorie aufstellte, dass Epilepsie mit dem Gehirn zusammenhängt, bis zur modernen Technologie, die mit Hilfe von Neuro-Imaging einen Blick in die neuronalen Funktionen ermöglichte.

Epilepsie ist nach Alzheimer und Schlaganfällen die dritthäufigste neurologische Erkrankung in Europa. Es handelt sich dabei nach wie vor um eine Erkrankung, die Unsicherheit in das Leben der Menschen bringt, während sie gleichzeitig eine erhebliche Belastung für die Gesundheitssysteme und die Volkswirtschaften darstellt.

Referenzen:

  1. Hebbar M, Mefford HC. Recent advances in epilepsy genomics and genetic testing. F1000Res. 2020; 9: F1000 Faculty Rev-185. Published 2020 Mar 12. doi:10.12688/f1000research.21366.1
  2. World Health Organization. Epilepsy. Accessed January 2021.
    https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/epilepsy
  3. Epilepsy Alliance Europe. Background. Accessed January 2021. https://www.epilepsyallianceeurope.org/about/background/
  4. Epilepsy Society. Epilepsy facts and myths. Accessed January 2021.
    https://epilepsysociety.org.uk/facts-and-statistics
  5. Kobau R, Gilliam F, Thurman DJ. Prevalence of self-reported epilepsy or seizure disorder and its associations with self-reported depression and anxiety: results from the 2004 HealthStyles Survey. Epilepsia. 2006; 47(11): 1915-1921. doi:10.1111/j.1528-1167.2006.00612.x
  6. Goldenberg MM. Overview of drugs used for epilepsy and seizures: etiology, diagnosis, and treatment. P T. 2010;35(7):392-415.
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